Schlägt man den Bogen in die Wirtschaft, zeigt sich ein interessantes Bild. Viele Unternehmen, Führungskräfte und Mitarbeiter hatten 2009 Abgründe gesehen, geahnt oder gar erlebt. Für viele war das neu: Das Wachstum stockte, große Kundenaufträge blieben über Nacht weg, in neu gebauten Werkshallen herrschte Ruhe, Mitarbeiter wurden nach Hause geschickt, für neue Aufträge fehlten Investitionskredite. Der Mittelstand reagierte schnell, sparte wo es ging, hielt größtenteils an seinen verdienten Mitarbeitern fest, zehrte von den Reserven guter Jahre, investierte sehr gezielt. Er hatte sich in den vergangenen Jahren sehr gut vorbereitet: Schlanke Prozesse und Führungsstrukturen, eine internationale Präsenz, ausgewogene Kundenstrukturen, Innovation in Produkt und Organisation, effiziente Personalentwicklungsprogramme.
Das erste Ziel der Krise war: Dabeibleiben, während so mancher Wettbewerber zum Rückzug ansetzte oder sogar vom Markt verschwand. Aber „Dabeibleiben“ ist kein langfristiges Ziel für Unternehmer und ihre Führungskräfte. In den nächsten Jahren gilt es – jeder Bergsteiger kennt es - das trainierte Wissen, die Kraft und eventuell neue Materialien - gezielt einsetzen. Voraussetzung für das Erreichen anspruchsvoller Ziele ist jedoch das mutige Definieren neuer Ziele und Strategien, denn allein der Stolz, nicht abgestürzt zu sein, bringt weder Unternehmen noch Bergsteiger vorwärts. Und der „Zug des Erfolges“ fährt immer schneller, hier gilt es schnell und beherzt aufzuspringen. Nicht nur Google & Co zeigen diese enormen Geschwindigkeiten: Regenerative Energie-Systeme, moderne Elektronik- und Software-Systeme, High-End Komponenten und Maschinen, innovative Design-/Lifestyle und Konsumgüter pushen die nationalen und internationalen Märkte. Geänderte Konsumgewohnheiten, Design-to-time, neue Vertriebswege und Communities, schnellere und transparentere Kommunikation und die enorme Verfügbarkeit von Wissen und Know How beschleunigen zusätzlich. Wer in diesem Spiel den Anschluss verpasst, holt diesen kaum mehr auf. Die Zeiten der Führungskräfte „für das flache Wandergelände“ sind vorbei. Hier braucht es professionelle Spitzenkräfte, die blitzschnell analysieren können, risikobereit sind, charismatisch „vorsteigen“ und die Richtung weisen, sich auch – gut ausgebildet – sicher und souverän an Abgründen bewegen, wie man dies von Spitzenbergsteigern kennt.
Einen kleinen Unterschied gibt es allerdings: Sprechen Manager und Bergsteiger von Gipfelerfolgen, so verbindet der eine damit, oben zu sein, während der andere erst dann von Gipfelerfolg spricht, wenn er gesund wieder unten ist.
